Durch die offenen Flügeltüren des Begegnungsraums in der Sozialpastoral Apartadó im kolumbianischen Apartadó fällt das Licht der Nachmittagssonne an die grün getünchten Wände. Unter den großen Deckenventilatoren ist es angenehm kühl. Von draußen weht eine warme Brise herein. In der Nachbarschaft läuft Musik. Auf den Sitzgelegenheiten nahe dem großen Fenster haben Besucher*innen Platz genommen. Sie wirken entspannt, ohne Eile – sie sind gekommen, um zu verweilen.
"Uns ist es wichtig, dass die Menschen sich hier Willkommen fühlen und die positive Atmosphäre sie ermutigt, sich zu öffnen und in den Austausch zu gehen", sagt Matthias Breuer, der seit 3 Jahren als Fachkraft des Zivilen Friedensdienstes von AGIAMONDO in der Sozialpastoral arbeitet. Er hat den Raum mit eingerichtet und gestaltet. Dieser ist Teil des "Centro Integral de Escucha (CIE)", was so viel heißt wie Zentrum des Zuhörens. Es bietet Initiativen der psychosozialen Beratung und Erinnerungsarbeit an einem Ort, der "inneren Frieden und Dialog fördern kann", wie Breuer es formuliert. Außerdem haben die Initiativen eine Besonderheit – sie werden von Mitmenschen für Mitmenschen gestaltet.
Centro Integral de Escucha
Die Idee des CIE entstand Ende der 2000er Jahre als Antwort der Sozialpastoral auf die vielfachen Gewalterfahrungen, denen die Bevölkerung ausgesetzt war und bis heute ist. Der Grundgedanke bezog sich darauf, eine Anlaufstelle für die Nöte und Sorgen, aber auch die Erinnerungsarbeit der vom Konflikt betroffenen Gemeindemitglieder zu schaffen. Zunächst gab es eine durch das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, UNHCR, begleitete therapeutische, psychologische Einzelfallberatung. Seit Beginn der Zusammenarbeit mit AGIAMONDO 2021, mit der auch Matthias Breuers Engagement in Apartadó anfing, rückte das Gruppen- und Gemeinwesen stärker in den Fokus – und das Ziel, die Angebote des Zentrums trotz begrenztem Budget zu erweitern und zu konsolidieren.
"So entstand die Motivation, ein Netzwerk von Freiwilligen aufzubauen", sagt Breuer, "ein Kollektiv von Mitmenschen, die ein direktes Interesse an positiver Veränderung in ihren Gemeinden haben und die, weil sie vor Ort leben und dazugehören, langfristiges Engagement ermöglichen können und wollen." Seitdem widmet sich das CIE-Team, zu dem neben Breuer als Koordinator auch zwei Psychologinnen und zwei Praktikant*innen von der Uni gehören, verstärkt dem Finden, Ausbilden und Begleiten der sogenannten "AVEs", der Agentes Voluntarios de Escucha, ehrenamtlichen Zuhörer*innen.






